Sonntag, 23. November 2008

Cusco (3430 m)

Wer Cusco nicht gesehen hat, der hat Peru nicht gesehen. Das 340.000 Einwohner zählende Städtchen im südlichen Hochland der Anden ist nicht nur eines der schönsten Städtchen Perus, sondern auch ein idealer Ausgangspunkt für verschiedene Trekking-Touren. Cusco ist der ehemalige Kern der Inkareichs und besitzt jede Menge präkolumbischer und kolonialer Sehenswürdigkeiten, und besticht durch eine wirklich schöne Altstadt. Trotz der Massen an Touristen hat mir Cusco am besten gefallen. Ich kam leider schon um 5 Uhr morgens an, so dass die Hotelsuche schon deswegen schwierig war, weil die Gasthäuser noch geschlossen haben - da macht in Südamerika keiner auf. Zum Glück habe ich einen Volltreffer mit der Casa de Campo im Viertel San Blas gemacht. Zwar schaute der Nachtportier übel schlaftrunken aus, aber 30 $ pro Nacht sind in Peru ein kleines Vermögen. Dafür hatte ich eine eigene Terrasse und einen sagenhaften Panorama-Blick über die Stadt Cusco. Der Nachtportier und ich haben dann vermutlich das gleiche gemacht: wir haben uns erst einmal wieder schlafen gelegt - ich war nämlich von den 21 Stunden im Bus leicht lädiert. Kaum eine Stadt Perus bietet so viele kulturelle und abwechslungsreiche Sehenswürdigkeiten an. Neben den gut erhaltenen Ruinen von Saqsaywamán, Quenqo, Pucapucara ist das Highlight zweifellos der Machu Picchu, das unangefochtene Wahrzeichen Südamerikas. Auf einer Tagestour hielt ich in einem kleinen Dorf namens Ollantaytambo an, weil ich abends den Zug nach Aguas Calientes nehmen wollte. Der Zug ist übrigens die einzige Möglichkeit, zum Machu Picchu zu kommen - sofern man eine 4-Tages-Wanderung vermeiden möchte. Grundsätzlich hält der Zug auch. Leider war aber schon alles augebucht, so dass ich erst am folgenden Morgen um 06:40 Uhr den ersten Zug nehmen konnte. Mein Ziel, den sagenhaften Inka-Berg bei Sonnenaufgang zu erleben, war schon mal gescheitert. Zum Trost war ich aber nicht der einzige Tourist, der in Ollantaytambo gestrandet war. Ich hatte einen netten Abend mit zwei deutschen Psychologie-Studentinnen und einem Dauer-Weltreisenden aus Irland, der mir ständig was von seinem Flachmann anbot. In diesem Kaff hatte ich nicht nur das beste Alpakafleisch-Gericht als Abendessen, sondern mit umgerechnet EUR 2,50 das günstigste Hotelzimmer. Fairerweise muss man erwähnen, dass es nicht sehr viel mehr wert gewesen war. Das wiederum war mir aber schon ziemlich egal, weil wir mittlerweile eine Flasche Red Label ausgetrunken hatten. Die Bettlaken werden immer nur am Monatsersten gewechselt. Ich hätte es mit meinem Anreisedatum, dem 25.11. kaum schlechter treffen können... Immerhin habe ich exzellent geschlafen.

Vielleicht hatte ich schon sehr hohe Erwartung an den Machu Picchu, weil einfach jeder davon spricht - als ich auf dem Berg stand, und diese weitgehend intakte Inka-Stadt zum ersten Mal sah, war ich überwältigt. Die Kombination von sagenhaften Berglandschaften, dichten Nebelwäldern und der Inkaruine ist unbeschreiblich. Selbst ein Foto kann das nicht wiedergeben. Aus ökonomischer Sicht ist interessant, dass sich eine britisch-chilenische Firma das Monopol auf dieser Bahn-Strecke gesichert hat. Wer einen peruanischen Personalausweis hat (habe ich leider nicht), zahlt für Hin- und Rückfahrt etwa EUR 5. Alle anderen zahlen für die 4stündige (aber immerhin atemberaubende) Zugfahrt 132 $... Dafür gibt es eine persönliche Begrüßung und ein ziemlich gutes Mittagessen. Zum Teil fährt der Zug in 100 m - Strecken im Zick-Zack, um einen Berg zu erklimmen. An die Durchschnittsgeschwindigkeit eines ICE kam der Oriental-Express nicht ganz.
Ich bin in Cusco insgesamt vier Tage geblieben und konnte bei der Gelegenheit praktisch alle meine Weihnachtseinkäufe erledigen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich meinen Rucksack schon längst nicht mehr ordentlich schließen können... Klamotten, die ich nicht mehr brauchte, habe ich an wirklich Bedürftige verschenkt.
Mein nächstes Ziel war der Titicaca-See, etwa 7 Busstunden von Cusco entfernt...

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