Freitag, 5. Dezember 2008

Rückreise La Paz ::: Miami ::: London Heathrow ::: Munich

Die Rückreise von Bolivien nach Deutschland war ausgesprochen anstrengend und lang. Für zweiteres bin ich selber Schuld - aber der Reihe nach. Die Luft auf dem Flughafen La Paz ist so dünn, dass eine Boeing 767 endlose 4000 m benötigt, um überhaupt abzuheben. Das gelingt auch nur deshalb, weil kaum Kerosin getankt wird, um das Gewicht möglichst gering zu halten. Nach 45 min. wird der bolivianische Flugplatz von Santa Cruz angeflogen und die Maschine für Miami ordentlich voll getankt. Nachdem aber auch einige Fluggäste in Santa Cruz aussteigen (und andere wiederum zusteigen) wird in der Kabine eine aufwändige und zeitintensive Sicherheitsmaßnahme vollzogen: jeder Sitz wird einzeln abgetastet, Verkleidungen entfernt und wieder befestigt. Jeder unzugängliche Winkel wird mit speziellen Spiegeln durchsucht. Bezeichnenderweise steht für diese Aktion gerade mal eine einzige Flughafenangestellte zur Verfügung.
Ich vermute stark, dass das eine strenge und paranoide Auflage der US ist. Übliche Sicherheitsmaßnahmen sehen die Bolivianer für gewöhnlich nicht so eng...
Selbstverständlich wird die Kabine nochmal umfassend gereinigt, während Fluggäste wie ich auf Zwischenstop die Maschine nicht verlassen dürfen. Nur so ist es zu erklären, wie ein banaler Zwischenstopp knapp 3 Stunden dauern kann.
In Miami (und in den USA im Allgemeinen) muss auf Transitstrecken aus zollrechtlichen Gründen aufgegebenes Gepäck selbst vom Förderband entnommen und 30 m weiter an einem anderen Schalter wieder abgegeben werden. Sehr effizient.
10 min. später stellte ich am Ausgang leider fest, dass ich meine Flasche Tanqueray-Gin aus dem bolivianischen Duty-Free-Shop noch in den Händen hielt. Da Flüssigkeiten ja unter keinen Umständen an Bord dürfen, wollte ich die Flasche (der gute Tropfen!) logischerweise als Zweitgepäck aufgeben. Das wäre grundsätzlich nach vielen komplizierten Hürden gegangen, aber die äußerst gelangweilte AA-Angestellte wollte meine rot-weisse Plastiktüte aus dem Duty-Free in La Paz zumindest in dieser Verpackungsform einfach nicht aufnehmen! Ich hätte aber alternativ die Wahl, meine geliebte Flasche Gin in meinen Daypack zu verstauen - und meinen kleinen Rucksack (eigentlich mein Handgepäck) als Gepäck aufzugeben. Ich sag's mal so: seit Miami reiste ich dann mit einer lädierten rot-weissen Plastiktüte als Handgepäck... Diese Flasche Gin hat für mich eine ganz tiefe Bedeutung...
In meinem Lieblingsflughafen (?) Heathrow angekommen, hatte ich eine Umsteigezeit von satten 1:30 Stunden, weshalb ich nach dem 8stündigen Flug das profane Verlangen hatte, eine Zigarette zu rauchen. Nachdem die Flughafenplaner von LHR offensichtlich alle Nichtrauer sind, und keine Raucherspots vorhanden sind, hatte ich die Wahl: Entweder den Weg über "Transit" gehen und in einer tristen Wartehalle auf meinen Anschlussflug nach München zu warten. Oder den Weg über "Exit" zu wählen und eine Zigarette unter dem freien Himmel Großbritanniens zu genießen. Angesichts des üppigen Zeitpuffers wählte ich Variante 2.
Als ich 55 min. (!) vor Abflug erneut durch die Sicherheitskontrolle gehen wollte, wurde mir von einem British-Airways-Mitarbeiter freundlich mitgeteilt, der Flug sei schon geschlossen und mein Gepäck aus der geplanten Maschine entfernt. Auf seine nicht ganz unberechtigte Frage, weshalb andere Passagiere ihren Weg rechtzeitig in die Maschine nach München gefunden hatten, fiel mir nichts Besseres ein als zu behaupten, ich habe mich in den Weiten des Londoner Flughafens verlaufen... Sein Blick hatte daraufhin eine Mischung aus Mitleid und höchstem Erstaunen - kulanterweise bot mir der Service-Mitarbeiter die Umbuchung auf den nächsten Flug nach München an. Der ging aber auch erst viereinhalb Stunden später... Jetzt hatte ich aber wirklich noch mal Zeit, den Weg über "Exit" zu gehen...Und den Anschlussflug habe ich dieses Mal erwischt.
Peru und Bolivien haben mir sehr gefallen. Von ein paar kleineren Pannen einmal abgesehen, war es eine wirklich aufregende und schöne Reise. Ich bin vielen netten und interessanten Menschen begegnet - und werde ganz sicher meine Reise an dem Punkt fortsetzen, wo sie für dieses Jahr aufgehört hat... in Bolivien!
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Mittwoch, 3. Dezember 2008

La Paz (Höhe 4058 m) Bolivien

La Paz, die höchstgelegene Großstadt der Welt liegt in einem sehr tiefen und wind-geschützten Talkessel; noch höher ist nur der Stadtteil El Alto und natürlich der nahe gelegene und schneebedeckte Berg Nevado Illimani mit seinen 6439 m. Kontrastreicher könnte eine Stadt nicht sein; neben modernen Wolkenkratzern stehen Wellblechhütten und andere ärmliche Behausungen. Im Stadtzentrum begegnet man abwechselnd sowohl Geschäftsleuten im Anzug als auch bettelarmen Gestalten. Die Paceños sind jedenfalls sehr freundlich und hilfsbereit. Nachdem mein Flug beachtliche Verspätung hatte (ehrlich gesagt war ich überhaupt glücklich, angekommen zu sein) standen mir nur noch die Abendstunden für meine restlichen Weihnachtseinkäufe zur Verfügung. Am nächsten und letzten Tag in Südamerika hatte ich nämlich etwas anderes vor; es gibt in Südamerika neben dem Machu Picchu noch ein anderes Highlight: Die careterra de la muerte, die Todesstrasse. Die heißt einfach so, weil auf keiner anderen Andenstrasse mehr Menschen tödlich verunglücken; statistisch ist alle 3 Tage ein Todesopfer auf diesem 64km-Teilstück zu beklagen.
Startend von La Cumbre auf 4700 m Höhe, stürzt man in 2 Stunden mit einem full suspension bike auf das auf 1300 m liegende Yolosa herunter. Auf der Gefällstrecke von knapp 3400 Höhenmetern erlebte ich innerhalb weniger Stunden mehrere Vegetationsstufen und einen Temperaturunterschied von fast 30 Grad. Während man am Startpunkt noch weit über den darunterliegenden Wolken blicken kann und es bitterkalt ist, kann man in Yolosa von tropischen Temperaturen sprechen. Diese berüchtigte Strecke ist deshalb so gefährlich, weil die nicht-asphaltierte und rutschige Serpentinenstrasse sehr schmal in den Berg geschlagen ist. Es gibt keine Leitplanken oder ähnliches. Und seitlich erstreckt sich ein steiler und sehr tiefer Abgrund. Erschwerend kommen plötzliche Gerölllawinen und entgegenkommende Fahrzeuge hinzu.
Nach 2 Stunden Nervenkitzel ist man völlig erschöpft und spürt seine Arme nicht mehr. Aber wenigstens sind sie noch dran...